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Therapie

Die Therapie hängt davon, wie stark die Patienten unter den Beschwerden leiden beziehungsweise wie schwer die Colitis ulcerosa verläuft. Außerdem spielt es eine Rolle, welche Darmbereiche betroffen sind und wie sehr die Krankheit die Darmschleimhaut angegriffen hat.

Akuter Schub

Die Colitis ulcerosa verläuft in Schüben. Einen akuten Schub kennzeichnen Symptome wie blutiger Durchfall, anhaltender Stuhldrang und Bauchkrämpfe. Da eine Entzündung der Darmschleimhaut diese Beschwerden auslöst, helfen entzündungshemmende Medikamente. Betroffene müssen die Mittel üblicherweise über mehrere Wochen anwenden.

Proktitis: Beschränkt sich die Krankheit auf den letzten Abschnitt des Dickdarms, führen Patienten normalerweise Zäpfchen oder Einläufe (Klysmen) in den After ein. Diese enthalten meistens den Wirkstoff 5-Aminosalicylsäure (5-ASA), der ähnlich wie das Schmerzmittel Acetylsalicylsäure (ASS) wirkt. Reicht dies nicht aus, müssen Erkrankte zusätzlich ein vor Ort wirkendes Kortison einführen, üblicherweise die Substanz Budesonid. Kortison kann die Therapie mit 5-ASA ergänzen,da es verhindert, dass das körpereigene Immunsystem überreagiert (mehr siehe Kapitel Ursachen und Risikofaktoren).

Linksseitige Colitis: Hat sich die Entzündung bereits weiter im Dickdarm ausgebreitet (bis zur linken Dickdarmbiegung), verschreibt der behandelnde Arzt 5-ASA. Der Patient nimmt den Wirkstoff in Tablettenform oder als Granulat zum Trinken ein, gleichzeitig muss er 5-ASA-Klysmen einführen. In Tabletten- oder Granulatform ist die 5-Aminosalicylsäure meist an andere Stoffe gebunden, welche die aktive Substanz unversehrt bis in den Dickdarm transportieren. Diese Arzneistoffe nennen sich Sulfasalazin oder Mesalazin. Auch hier gilt: Helfen die Mittel nicht ausreichend, kommt zusätzlich ein Kortisonpräparat zum Einsatz.

Auch wenn sich die Colitis ulcerosa weiter ausdehnt, wenden Betroffene dieselben Medikamente an.

Schwerer (fulminanter) Schub

Ein schwerer Schub äußert sich – neben oben genannten Symptomen – unter anderem durch hohes Fieber und ungewollter Gewichtsabnahme. Diese Patienten müssen in einem Krankenhaus behandelt werden. Sie bekommen dort meist ein stark wirksames Kortison als Infusion verabreicht und/oder spezielle Immunsuppressiva. Diese Mittel unterdrücken das Abwehrsystem des Körpers.

Erhaltungstherapie (Remissionstherapie) Sind die Beschwerden wieder abgeklungen und leidet der Patient nicht mehr unter blutigen Durchfällen, sprechen Mediziner von einer Remission. Diese Ruhephase, in der die Krankheit, kaum oder gar keine Probleme bereitet, kann Monate bis Jahre andauern.

Während dieser Zeit empfehlen Experten, weiterhin 5-Aminosalicylsäure-Präparate anzuwenden – allerdings schwächer dosiert. Das Mittel soll die beschwerdefreie Phase verlängern. Kortison eignet sich zur Erhaltungstherapie nicht, da es bei längerfristiger Anwendung zahlreiche Nebenwirkungen hervorrufen kann.

Alternativ zu 5-ASA können Erkrankte Darmbakterien einnehmen, sogenannte Probiotika. Sie sollen sich positiv auf die Darmflora auswirken und die Krankheit in Schach halten. Patienten klären am besten mit ihrem Arzt, ob Probiotika infrage kommen und welche Bakterienstämme sich empfehlen. Hinweis: Von den Krankenkassen werden Probiotika (insbesondere der Bakterienstamm E. coli Nissle 1917) nur bezahlt, wenn eine Unverträglichkeit gegenüber 5-ASA besteht.

Einige Patienten erleiden immer wieder Schübe, obwohl sie regelmäßig 5-ASA einnehmen. Manche von ihnen reagieren sogar nicht auf Kortison. In dieser Situation kommen andere Immunsuppressiva (das Immunsystem dämpfende Mittel) zum Einsatz – insbesondere Azathioprin oder das verwandte 6 -Mercaptopurin. Diese Medikamente werden meistens langfristig eingenommen. Sehr selten ist die Gabe von noch stärkeren Immunsuppressiva erforderlich, zum Beispiel Tacrolimus oder Cyclosporin. Der anti-TNF-α Antikörper Infliximab kommt nur für einzelne Patienten in Betracht.

Mittel gegen Reisedurchfall: Helfen die auch bei Colitis ulcerosa?

Diese Medikamente lindern zwar Durchfall, haben jedoch keinen Effekt auf die Entzündung in der Darmschleimhaut. Sie eignen sich daher nicht, um einen akuten Schub der Colitis ulcerosa zu behandeln. Allerdings können die stopfenden Mittel durchaus kurzfristig helfen, wenn Betroffene unterwegs sind und nur leichte Symptome verspüren.

Flohsamenschalen binden Wasser im Darm und regulieren die Darmperistaltik. Sie können damit – unterstützend zur Standardtherapie – die Durchfälle ein wenig abmildern. Wer dieses pflanzliche Mittel austesten möchte, sollte dies unbedingt vorher mit dem Arzt abklären. Wichtig: Nicht anstelle von 5-ASA und/oder Kortison einsetzen. Wer unter Stenosen im Darm leidet, darf Flohsamen nicht anwenden.

Operation

Kommt es zu Komplikationen – beispielsweise einem toxischen Megakolon (siehe Kapitel Symptome) oder lebensbedrohlichen Blutungen – muss der Patient operiert werden. Auch wenn der Arzt Frühstadien eines Kolonkarzinoms (Dickdarmkrebs) feststellt, wird dies nötig. Bei manchen Betroffenen wird der Dickdarm vollständig entfernt, weil die Krankheit heftig verläuft und keine Medikamente geholfen haben. Die Colitis ulcerosa gilt dann als geheilt. Allerdings bringt eine solche Operation auch gewisse Einschränkungen mit sich. Nimmt der Chirurg den Dickdarm heraus, schafft er – sofern möglich – eine Verbindung vom letzten Dünndarmabschnitt zum Schließmuskel am After (ileoanaler Pouch). Durch diese Operationsmethode wird eine Stuhlinkontinenz vermieden und dem Betroffenen bleibt ein dauerhafter künstlicher Darmausgang (Stoma) erspart. Direkt nach der OP muss der Erkrankte jedoch meistens eine Zeit lang ein Stoma tragen. Dieser Beutel fängt den Stuhl
auf und muss mehrmals täglich entleert werden.

Colitis ulcerosa bei Kindern

Kinder, die an dieser Darmkrankheit leiden, bekommen vom Arzt prinzipiell die gleichen Medikamente verabreicht wie Erwachsene. Kortison sollten die jungen Patienten jedoch nur einnehmen, wenn die Alternativen nicht helfen. Denn diese Mittel können unter anderem das Wachstum verlangsamen und die Knochen instabiler machen.

Impfungen

Menschen, die an Colitis ulcerosa leiden und mit Immunsuppressiva behandelt werden, haben ein geschwächtes Abwehrsystem. Für sie kann sich eine Impfung gegen die saisonale Grippe, gegen Hepatitis B und gegen Pneumokokken empfehlen. Nutzen und Risiken sollten Patienten jedoch vorab mit dem Arzt abklären.

Wichtiger Hinweis: Dieser Artikel enthält nur allgemeine Hinweise und darf nicht zur Selbstdiagnose oder –behandlung verwendet werden. Er kann einen Arztbesuch nicht ersetzen. Die Beantwortung individueller Fragen durch unsere Experten ist leider nicht möglich.